Talokan-Anschlag und NATO-Bomben (Update 30.05.2011)
Während deutsche Soldaten und afghanische Polizeichefs bei einem Anschlag getötet wurden, starben Dutzende von Zivilisten und afghanische Polizisten bei Luftangriffen der Nato
Die Lage der Isaf-Truppen in Afghanistan wird immer absurder und gefährlicher. Weil Truppen abgezogen werden sollen, müssen möglichst schnell möglichst viele afghanische Soldaten und Polizisten ausgebildet und eingestellt werden. Das aber macht es den Aufständischen leichter, Militär und Polizei zu unterwandern
und so gezielte Angriffe auszuführen, die bei den Isaf-Truppen die Unsicherheit und das Misstrauen gegenüber den afghanischen Sicherheitskräften weiter verstärken (Afghanistan: Afghanische Sicherheitskräfte werden zu einer Bedrohung für die Zivilbevölkerung[1]).
Das Ergebnis war wieder beispielhaft am Samstag zu sehen, als ein Selbstmordattentäter -- möglicherweise waren es auch mehrere, wovon die Bundeswehr[2] ausgeht -, der in einer offenbar gut vorbereiteten Aktion vermutlich mit einer Polizeiuniform in das Gebäude des Provinzgouverneurs von Takhar, Abdul Taqwa, gelangte, wo sich gerade eine hochrangige deutsch-afghanische Delegation traf. Bei dem Anschlag[3] wurden die afghanischen Polizeichefs Schah Dschahan Nuri und Daud Daud sowie zwei deutsche Soldaten und mehrere afghanische Sicherheitskräfte getötet. Neben Generalmajor Markus Kneip und Provinzgouverneur Taqwa wurden vier deutsche Soldaten und weitere Afghanen verletzt.
Nicht nur wird deutlich, dass mit diesem Anschlag, kurz nach den blutigen Protesten gegen die deutschen Isaf-Truppen vor dem Camp des Provincial Advisory Team (PAT) in Talokan und nach dem Tod eines deutschen Soldaten am Mittwoch, die Lage auch in Nordafghanistan immer gefährlicher wird, sondern dass nun mit den hochrangigen Politikern, Soldaten und Polizisten auch gut geschützte Ziele erreicht werden. Die Taliban bekannten[4] sich zu dem Anschlag und vermehrten in der üblichen Weise die Zahl der Opfer. Für sie zeigt es den Erfolg ihrer Frühjahrsoffensive Badar und das Scheitern der Isaf-Truppen, die Situation im Norden zu stabilisieren.
Die Taliban wissen auch, dass der Norden für die Isaf als Versorgungsroute immer wichtiger wird, nachdem die Versorgungsroute aus Pakistan schwieriger wird und womöglich auch aufgrund der Spannungen zwischen Pakistan und den USA ausfallen könnte. Nach der Tötungsaktion von Bin Laden droht die pakistanische Regierung, die Versorgung über pakistanisches Territorium zu blockieren, sollten die Drohnenangriffe auf Ziele im pakistanischen Grenzland fortgesetzt werden. Die unter US-Präsident Obama massiv angestiegenen Angriffe wird man nicht einstellen, weil man dann fürchtet, dass die afghanischen und pakistanischen Taliban das Grenzgebiet wieder besser als Rückzugraum nutzen können. Die pakistanische Regierung steht mitsamt Militär und Geheimdienst unter hohem innenpolitischen Druck und muss gegenüber den USA Souveränität demonstrieren.
Verteidigungsminister de Maiziere gab[5] daher allseits Durchhalteparolen aus: "Wenn wir die Sicherheit allmählich in afghanische Hände übergeben wollen, dann geht es nur so, dass wir es mit den Afghanen zusammen tun" Zudem sei auch der Angriff wohl nicht auf den deutschen General ausgerichtet gewesen, meinte de Maiziere. während Außenminister Westerwelle beteuerte[6], dass es keinen Grund gebe, die Strategie zu ändern, schließlich sei doch nun eine Abzugsperspektive in Sicht.
Kein Wunder, dass man auch in der afghanischen Regierung besorgt ist und behauptet[7], so der Sprecher von Präsident Karsai, der Anschlag sei nicht im Land geplant worden. Kritik kommt auch von afghanischen Politikern, die monieren, dass die Angriffe sich vermehren, während die Regierung mit den Aufständischen verhandle. Für die Badar-Offensive wird von afghanischer Seite auf Pakistan und dessen Geheimdienst ISI verwiesen[8].
In die Zwickmühle kommen allerdings die afghanische Regierung und die Isaf-Truppen auch deswegen, weil wieder einmal bei einem Nato-Luftangriff in der Provinz Helmand anstatt Aufständischer 14 Zivilisten getötet[9] worden sein sollen, 2 Frauen und 12 Kinder. Überdies werden nicht nur Isaf-Soldaten Opfer von Angreifern aus den Reihen der afghanischen Polizisten und Soldaten, sondern das geschieht auch umgekehrt. Am Sonntag wurden durch einen Luftangriff[10] der Isaf in der Provinz Nuristan 22 afghanische Polizisten und 20 Zivilisten getötet[11], die mit Aufständischen verwechselt worden seien. Präsident Karsai, der mitsamt seiner Regierung um das Überleben kämpft, verlangt wieder einmal ein Ende von einseitigen Nato-Aktionen und nächtlichen Razzien. Text Quelle Heise.de
In Afghanistan verüben die Taliban einen tödlichen Anschlag auf ein Treffen hochrangiger Militärs in der Provinz Tachar. Unter den sieben Toten befinden sich auch drei Soldaten der Bundeswehr. Bei der Sitzung ist auch der deutsche Kommandeur der ISAF-Truppen, General Kneip, anwesend. Er soll verletzt worden sein.
Bei einem schweren Anschlag am Sitz des Gouverneurs der nordafghanischen Provinz Tachar sind nach offiziellen afghanischen Angaben drei Bundeswehr-Soldaten getötet worden. Mehrere seien außerdem verletzt.
Insgesamt seien sieben Menschen getötet und neun weitere verletzt worden. Nach Angaben der afghanischen Armee war der deutsche Kommandeur der Internationalen Schutztruppe ISAF in Nordafghanistan, General Markus Kneip, bei dem Treffen anwesend, auf das der Anschlag verübt wurde. Er soll unter den Verletzten sein.
Der Kommandeur der afghanischen Armee für Nordafghanistan, General Salmai Wesa, hatte an dem Treffen am Sitz des Gouverneurs in der Provinzhauptstadt Talokan ebenfalls teilgenommen. Bei dem Anschlag kam der Polizeikommandeur für Nordafghanistan, Daud Daud, ums Leben. "Ja, der Kommandeur wurde bei der Explosion getötet", bestätigte Dauds persönlicher Sekretär Ahmad Hamid. Der Sprecher des Gouverneurs, Fais Mohammad Tawhidi, sagte, Gouverneur Abdul Jabar Taqwa sei verletzt worden.
Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, einer ihrer Selbstmordattentäter habe den Anschlag auf das Treffen verübt. Ein Reporter am Tatort sagte, die Stadt sei nach dem Anschlag wie ausgestorben. Straßen in die Stadt seien gesperrt worden.
Am Bundeswehrlager in Talokan war es Mitte Mai zu schweren Ausschreitungen gekommen. Deutsche Soldaten hatten daraufhin gezielt auf Angreifer geschossen. Dabei waren elf Afghanen getötet worden, nach Angaben der Bundeswehr allerdings nicht von deutschen Soldaten, sondern von einheimischen Wachleuten.
http://www.n-tv.de/politik/Drei-Bundeswehrsoldaten-getoetet-article3447451.html
Bei einem schweren Bombenanschlag in der nordafghanischen Provinz Tachar sind möglicherweise auch Bundeswehr-Soldaten ums Leben gekommen. Afghanische Behörden sprechen von drei toten Deutschen, deutsche Quellen sprachen von zwei.
Nach Angaben der Behörden kamen Bundeswehr-Angehörige bei dem Attentat am Sitz des Gouverneurs ums Leben. "Drei Deutsche, die Teil der Delegation bei dem Sicherheitstreffen waren, wurden getötet", sagte ein Sprecher des Gouverneurs. Nach Angaben der afghanischen Armee war der deutsche Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf in Nordafghanistan, General Markus Kneip, bei dem Treffen anwesend, auf das der Anschlag verübt wurde. Insgesamt sollen sieben Personen getötet worden sein.
Aus deutschen Quellen ging zunächst hervor, dass zwei Bundeswehrsoldaten getötet wurden. Zudem hieß es, General Kneip sowie drei weitere Soldaten seien verwundet worden. Erste Berichte würden darauf hindeuten, dass es eine erhebliche Zahl von Opfern unter Mitgliedern des Bündnisses und afghanischen Soldaten gegeben habe, sagte auch NATO-Sprecher Tim James. Nähere Angaben konnte er zunächst nicht machen. Auch das Einsatzführungskommando in Potsdam wollte sich zunächst nicht zu dem Zwischenfall äußern.
Der Gouverneurssprecher in Afghanistan sagte, unter den sieben Toten seien der Polizeikommandeur für Nordafghanistan, Daud Daud, und Tachars Polizeichef Schah Dschahan Nuri. Unter den neun Verletzten sei Gouverneur Abdul Jabar Taqwa. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, einer ihrer Selbstmordattentäter habe den Anschlag auf das Treffen in Talokan verübt.
Am Bundeswehrlager in Talokan war es Mitte Mai zu schweren Ausschreitungen gekommen. Deutsche Soldaten hatten daraufhin gezielt auf Angreifer geschossen. Dabei waren elf Afghanen getötet worden, nach Angaben der Bundeswehr allerdings nicht von deutschen Soldaten sondern von einheimischen Wachleuten.
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/4/0,3672,8241796,00.html
Bei einer Demonstration gegen die Nato-Truppen sind im nordafghanischen Talokan nach Behördenangaben zwölf Menschen gestorben und mehr als 80 verletzt worden. In der Stadt, die etwa 70 Kilometer von Kundus entfernt liegt, betreibt die Bundeswehr einen kleinen Stützpunkt, der während der Proteste mit Brandsätzen angegriffen wurde. Dabei seien drei deutsche Soldaten und vier Sicherheitskräfte verletzt worden, wie die Bundeswehr mitteilte. Der Zustand der Soldaten sei stabil. Die Bundesregierung gab die Zahl der Toten und Verletzten niedriger an: Ein Sprecher von Verteidigungsminister Thomas de Maizière sagte in Berlin, vermutlich seien vier Demonstranten gestorben und zehn weitere verletzt worden.
Auslöser der Unruhen war ein gemeinsamer Einsatz von Isaf- und afghanischen Soldaten in der Nacht zuvor gewesen. Dabei wurden nach Angaben des örtlichen Polizeichefs Schah Dschahan Nuri zwei Männer und zwei Frauen erschossen. Er verurteile den "brutalen Angriff", bei dem ausschließlich Zivilisten ums Leben gekommen seien, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. Die Isaf stellte den Vorfall hingegen anders dar: Demnach töteten die Soldaten bei der nächtlichen Aktion keine Zivilisten, sondern vier Aufständische, darunter zwei bewaffnete Frauen. Nach Nato-Darstellung soll es sich bei den Extremisten um Mitglieder der Islamischen Bewegung Usbekistans gehandelt haben. Isaf-Sprecher Josef Blotz sagte in Kabul, einer der Aufständischen sei ein "besonders gefährlicher, lange gesuchter Spezialist für Sprengstoffanschläge". Alle vier hätten die Soldaten mit Sprengstoffwesten und Waffen bedroht.
Warum die zunächst friedliche Demonstration in Talokan in Gewalt ausartete, war am Mittwochabend noch nicht abschließend geklärt. Isaf-Sprecher Blotz sagte, es habe sich um eine "gesteuerte Eskalation" gehandelt: "Die Menschen dort wurden klar instrumentalisiert." Aus dem Innenministerium in Kabul hieß es, mehr als 2000 Menschen seien auf die Straße gegangen. Die Demonstration sei nach und nach gewalttätig geworden. Den örtlichen Behörden zufolge starben die Demonstranten durch Schussverletzungen. Unklar blieb, wer das Feuer eröffnet hatte. Ein Polizeisprecher sagte, es hätten sich Menschen unter die Demonstranten gemischt, die "Unordnung" hätten stiften wollen. Nach Angaben der Bundeswehr versuchten afghanische Polizisten, die Demonstration vor dem Quartier der Bundeswehr mit Warnschüssen aufzulösen. Vor dem deutschen Lager hätten sich lediglich 100 Demonstranten aufgehalten.
Die BBC berichtete, die Lage sei gekippt, als die Demonstranten die Leichen der Getöteten auf einem zentralen Platz in Talokan aufbahrten. Einige Demonstranten hätten begonnen, Shops zu plündern, hieß es. Aufgebrachte Protestler seien mit Spaten und Äxten bewaffnet gewesen. Sie hätten Slogans gegen die USA und den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai gerufen.
Erschütternd nannte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) die Nachrichten aus Talokan. "Wir erwarten, dass die Verantwortlichen alles in ihrer Macht tun, um die Lage zu beruhigen, damit Demonstrationen nicht eskalieren", sagte er in Berlin.
Zu Meldungen, auch deutsche Soldaten hätten auf Demonstranten geschossen, sagte Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU): "Das kann ich nicht bestätigen." Er verwies darauf, dass die Informationen widersprüchlich seien. Die Bundeswehr teilte mit, dass der Zustand der verletzten Soldaten "stabil" sei. Die Sicherheitslage für die etwa 50 Angehörigen des Beratungsteams in Talokan habe sich zwar verschlechtert. Das Team sei aber notfalls in der Lage, sich zu verteidigen.
http://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-tote-bei-protesten-
Deutsche Soldaten sind stärker in die gewaltsamen Zusammenstöße in Talokan verwickelt als bisher bekannt. Das Ministerium beruft sich auf die "Selbstverteidigungslage".
Bei den gewaltsamen Protesten am Mittwoch im nordafghanischen Talokan haben offensichtlich auch Bundeswehrsoldaten gezielt auf Demonstranten geschossen. Das Verteidigungsministerium erklärte am Freitag in Berlin, dass Soldaten am Mittwoch nicht nur Warnschüsse und Schüsse auf die Beine gewalttätiger Demonstranten abgegeben, sondern in drei oder vier Fällen „in den Rumpfbereich" oder auf Arme und Hände geschossen hätten. „In einem Fall ist nach derzeitiger Erkenntnis ein Treffer im Hals-Kopfbereich nicht auszuschließen", heißt es weiter.
Ministeriumssprecher Stefan Paris erklärte, es gebe noch keine abschließende Bewertung des Vorfalls. Die Untersuchungen liefen noch. Es sei aber unstrittig, dass die Soldaten aus einer „Selbstverteidigungslage" heraus geschossen hätten.
Die afghanischen Demonstranten hätten sich durch Warnzeichen und Warnschüsse nicht stoppen lassen. Ein Soldat sei durch eine Handgranate mittelschwer, zwei weitere seien leicht verwundet worden. Auch fünf afghanische Wachen seien verletzt worden.
Tags: Bundeswehr Afghanistan ISAF NATO COIN OEF Taliban al-Qaida Talokan Tachar Nuristan Badar-Offensive ISI Thomas de Maizière Special Force Geheimaktion capture or kill Hamid Karsai Markus Kneip Daud Daud Schah Dschahan Nuri Abdul Jabar Taqwa zivile Opfer Kollateralschäden
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