Zwischen 4.800 und 4.500 v. u. Z. sind die meisten der sogenannten Kreisgräben entstanden, rund 40 allein auf dem Gebiet des heutigen Niederösterreich: steinzeitliche Monumente, aus Holz errichtet. Waren diese Anlagen, die wesentlich älter als das berühmte Stonehenge in England sind, uralte astronomische Observatorien, Sonnentempel oder prähistorische Dorfzentren? Die Verbreitung erfolgte entlang der Donau und Elbe nach Westen und erstreckte sich, mit einem Schwerpunkt in Niederösterreich,
bis in den Westen Deutschlands. Spätere Anlagen mit veränderten Strukturen (unterbrochene Erdwerke) stammen aus der Trichterbecherkultur und Michelsberger Kultur (um 3.500 v. u. Z.), aus dem Endneolithikum sowie aus der Bronzezeit.
Exakt konzentrisch waren nur wenige Anlagen konstruiert, z.B. die Kreise von Schmiedorf-Osterhofen und Viecht. Die meisten Anlagen sind dagegen ziemlich unregelmäßig: gestauchte Kreise, Ellipsen. Die Ellipse von Meisternthal ist sogar exakt über zwei Brennpunkte konstruiert. Eine erstaunliche Leistung, immerhin 2000 Jahre vor Stonehenge, das auch eine genau elliptische Form aufweist. Der Vergleich der Torachsen ergab, dass immer astronomische Orientierung auf die Sonne vorlag, am häufigsten zum Sonnenaufgang der Wintersonnenwende (Azimut von 127 Grad). Der Bochumer Astronom Wolfhard Schlosser bestätigte die Ausrichtung bei einer Untersuchung bayrischer Anlagen mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,7 %. Die große und alle typischen Merkmale besitzende Anlage von Kothingeichendorf besitzt genau wie die kleine von Meisternthal eine exakte Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen. Ost- und Westtor weisen zum Sonnenauf- und Sonnenuntergang an den Frühlings- und Herbstäquinoktien, dem 21. März und 23. September. Das gleiche gilt auch für Ippesheim in Mittelfranken, hier bestätigte der Astronom Th. Schmidt-Kahler die absolut regelmäßige Ausrichtung der Brücken und Lücken in den Palisaden auf den Sonnenaufgang der Sommer- und Wintersonnenwende, sowie den Sonnenuntergang zur Tag-und-Nacht-Gleiche.
Kreisgrabenanlagen in Niederösterreich
Sowohl die Erbauer der Kreisgrabenanlagen als auch die Gestalter der Himmelsscheibe von Nebra kannten die Erde und den Kosmos offenbar sehr gut. Astronomisches Wissen scheinen auch viele andere der frühen Monumente Europas zu verarbeiten. Die Suche danach führt durch einen Zeitraum von annähernd siebentausend Jahren, von den Kreisgrabenanlagen welche erstmals in Mitteleuropa errichtet wurden, über Stonehenge bis in unsere Tage.
Tags:Archäoastronomie Kreisgrabenanlagen Neolithikum
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