Die World Trade Conspiracy / Mathias Bröckers 23.03.2002
Wissen Sie was die Weltbank tut? Oder der Internationale Währungsfond? Beide Institute behaupten, dass sie die Ökonomie und Währungen von Entwicklungsländern durch langfristige Kredite stützen und die Armut in der Dritten Welt bekämpfen. Doch das tun sie natürlich nicht. Stattdessen nutzen sie ihre Finanzinstrumente, um die Wirtschaft dieser Ländern unter Kontrolle zu bekommen - und unterstützen dabei jede Regierung, die das gewährleistet, wie korrupt, diktatorisch oder unfähig sie sein mag.
Soweit ist die Kritik an diesen "ehrenwerten" Institutionen bekannt und so pauschal auch wenig fruchtbar. Doch Greg Palast, einer der wenigen investigativen Top-Journalisten, die sich nach dem 11.9. nicht in den Dienst der Propagandamaschine gestellt haben, kann anhand von Dokumenten derlei Pauschalvorwürfe nicht nur konkret belegen, sondern am Beispiel des aktuellen Argentinien-Desasters auch nachweisen, mit welchen kriminellen Methoden IWF und Weltbank dabei operieren. Da die Arbeitsmöglichkeiten für unabhängige Journalisten in USA eher bescheiden sind, arbeitet Palast derzeit zwar vor allem für die BBC und britische Zeitungen. Doch was brisante US-Dokumente betrifft scheint er nach wie vor über gute Heimatkontakte zu verfügen. So wurde ihm die Verordnung "W199I" zugespielt, mit der die Bush-Regierung im letzten Sommer die FBI-Fahndung nach "Al-Qaida" unterband - worauf der Top-Terroristen-Fahnder John O'Neill resigniert seinen Job hinwarf ( siehe: In Memoriam John O'Neill - der kaltgestellte Jäger Bin Ladins starb im WTC).
Das von Greg Palast publik gemachte Dokument wird auch in dem Gerichtsverfahren eine Rolle spielen, das ein noch anonymer FBI-Beamter mit Unterstützung des Anti-Korruptions-Büros Judical Watch jetzt gegen die US-Regierung anstrengt: wegen Behinderung der Fahndung nach Bin Ladin.
Liest man das Interview mit Palast über seine Recherchen und Dokumente in Sachen IWF/Weltbank, dann dürften auch diese Unterlagen noch größere Wellen schlagen. Der Weltbank-Chef Wolfensohn weigerte sich jedenfalls vorerst, einer Einladung von CNN zu folgen und den Fall mit Palast im Studio zu diskutieren - nachdem die zuerst offiziell bestrittene Echtheit der "eyes only" Dokumente außer Frage stand. Es handelt sich dabei laut Palast um Kopien von geheimen Vereinbarungen, deren Unterzeichnung von Ländern wie Argentinien verlangt wurde, bevor sie in den Genuss von IWF/Weltbank-Krediten kommen können. Voraussetzung ist der "Privatisierung" genannte Verkauf öffentlicher Einrichtungen (Wasser- und Elektrizitäts-Versorgung, Verkehrssysteme, Telefonnetze, Ölpipelines) an internationale Unternehmen - und die "Bearbeitung" der verantwortlichen Politiker, die Palast am Beispiel eines argentinischen Senators schildert:
"Vor zwei Wochen sprach ich mit einem Senator aus Argentinien. Ich hatte ihn vor der Kamera. Er sagte, dass er Ende 1988 einen Anruf von George W. Bush, unserem heutigen Präsidenten, erhielt, der ihm sagte, er solle die Pipeline (zwischen Argentinien und Chile) an Enro geben. Was er dann herausfand, sagte er, war ziemlich unheimlich: Enron wollte nur ein Fünftel des weltmarktüblichen Preises bezahlen und er fragte, wie man nur ein solches Angebot machen könne. Und es wurde ihm gesagt - nicht von George W., sondern von einem Partner in diesem Deal: Auch wenn wir nur ein Fünftel bezahlen, bleibt davon ein ziemliches Stück für dich und geht auf dein Schweizer Konto. So läuft es."
Der Chefökonome der Weltbank und Wirtschafts-Nobelpreisträger, Joe Stiglitz, wurde gefeuert, als er nach Dienstreisen in die betroffenen Länder die Details dieser Praktiken durchschaute und begann, kritische Fragen zu stellen. Palast hat mit ihm ausführlich gesprochen - und schildert die Methoden, mit denen Staatsunternehmen der Bevölkerung geraubt und unter IWF/Weltbank-Kontrolle gebracht werden:
Ganzer Artikel: http://www.heise.de/tp/artikel/12/12152/1.html
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