Der Kapitalismus hat eine neue Stufe erreicht:
Er macht mit den Katastrophen dieser Welt gemeinsame Sache und wird dadurch zum "Katastrophen-Kapitalismus". Das ist die zentrale These der bekanntesten Anti-Globalisierungsdemonstrantin Naomi Klein, die sich mit ihrem neuen Buch zur Megakritikerin der Globalisierung aufschwingt. Ob Irak, Sri Lanka oder Belgrad - in den Krisenregionen der Welt benutze, so Klein, der Kapitalismus Katastrophen dazu, profitable Geschäfte zu machen und demokratische Strukturen auszuhebeln. So berichtet Klein von einer
amerikanischen Sicherheitsfirma, die aufgrund der Verhältnisse des besetzten Irak von Regierungsaufträgen in geschätztem Umfang von 100 Millionen Dollar profitierte. Mit gleicher Absicht hätten ausländische Investoren und internationale Kreditgeber die Situation nach dem verheerenden Tsunami 2004 ausgenutzt und "spielten die gesamte wunderschöne Küste Unternehmen in die Hände, die dort rasch große Hotelkomplexe bauen wollten, dazu mussten Hunderttausende von Fischern daran gehindert werden, ihre Dörfer dicht am Wasser wiederaufzubauen." Selbst die Nato-Angriffe auf Belgrad im Jahr 1999 sollen die Voraussetzungen für rasche Privatisierungen im ehemaligen Jugoslawien geschaffen haben. "Ein Ziel, das schon vor dem Krieg feststand", behauptet Klein.
Ihre Sicht: Das Karussell des Katastrophen-Kapitalismus dreht sich immer schneller, wenn Profiteure um Krisen beten, "wie von Dürre geplagte Bauern um Regen oder christlich-zionistische Endzeitprediger um das Heil flehen". Doch im Schwindel, der sich bei der rasenden Fahrt im Katastrophen-Karussell einstellt, verliert die Welt bald ihre Konturen. Und die Globalisierungskritik erstrahlt im verschwörungstheoretischen Einerlei: Wirtschaft ist darin nichts weiter als eine weltweite Veranstaltung raffgieriger, bösartiger Akteure, unterstützt von neoliberalen Wissenschaftlern und Publizisten, die das Feld für diese Übergriffe argumentativ vorbereiten. Mit Hilfe dieser Koalition werde die Welt in einen Schraubstock gezwungen, aus dem es kein Entfliehen gibt. Kein Entrinnen gibt es auch aus der Weltsicht, die Naomi Klein in ihrem Buch ausbreitet. Sie zwingt den Leser in den Schraubstock des Entweder-oder-Denkens.
Kurzbeschreibung
Erst Schock durch Krieg oder Katastrophe, dann der so genannte Wiederaufbau. So lautet die immer gleiche Strategie. Ob in Bagdad oder Afghanistan nach der Invasion, ob in New Orleans nach "Katrina" oder in Sri Lanka nach dem Tsunami: Während die Menschen noch gelähmt von der Katastrophe sind, werden sie einer weiteren, diesmal ökonomischen Schock-Behandlung nach den neo-liberalen Vorstellungen unterzogen. Existenzen werden durch den Ausverkauf an westliche Konzerne vernichtet, es herrscht Wild-West-Kapitalismus der reinsten Sorte.
Naomi Klein erzählt die Geschichte einer der wirkmächtigsten Ideologien unserer Zeit, Milton Friedmans ökonomischer Doktrin des freien Marktes. Sie zeigt, wie deren Siegeszug in den letzten dreißig Jahren auf extremer Gewalt und auf Katastrophen beruht, um die Mechanismen der ungezügelten Marktwirtschaft rund um die Welt von Lateinamerika über Osteuropa und Russland bis nach Südafrika und in den Irak durchzusetzen.
Wer ist Naomi Klein? Schock - Strategie EHEC - Sprossen
Hier noch einige Seiten aus dem Buch
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