Sonntag, 11. September 2011

Der Jean-Claude und die Inflation

Der Jean-Claude Trichet sagt von sich selbst, dass er die Preis-Stabilität in Europa gesichert hat. Gelungen ist ihm das aber nur mit Hilfe einiger lustiger Rechentricks wie zum Beispiel der „Hedonischen Bewertungsmethode". Wer wissen will, warum alles teurer wird, die offizielle Inflationsstatistik aber immer schön niedrig bleibt, es liegt an der hedonischen Berechnung

3D-Browsergame Koyotl



Der Jean-Claude und die Inflation


Als hedonisch (griechisch ἡ ἡδονή hē hēdonē, „Lust“, „Freude“) bezeichnet man eine Bewertungsmethode, die ein Objekt nach seinen intrinsischen (inneren) und extrinsischen (äußeren) Werten beurteilt. Das Wort leitet sich vom aus dem griechischen kommenden englischen Wort hedonic ("Lust-") ab. Die hedonische Preisberechnung wird manchmal bei volkswirtschaftlichen Statistiken und auf Immobilien angewendet.

In den USA (seit den 1990ern), Großbritannien, Australien und Neuseeland werden die Inflation und das Wirtschaftswachstum hedonisch berechnet. Damit versucht man die Qualitätssteigerungen von Produkten zu quantifizieren. Dies führt zu niedrigeren Inflationsraten und je nach Land und Branche zu geschätzt bis zu 30 % höheren Wachstumszahlen.

In den USA wurde die Einführung der hedonischen Preisberechnung auch vom damaligen Chef der US-Zentralbank Alan Greenspan gefordert. Weil über Leitzinsen und Geldmenge die Inflation beeinflusst wird, können bei niedrigerer Inflation eher die Leitzinsen gesenkt sowie die Geldmenge durch die Zentralbank erhöht werden. Das Geldmengenwachstum orientiert sich neben der Inflation auch am erhöhten Wirtschaftswachstum. Dazu kommt, dass in den USA soziale Leistungen oft mit der Inflationsrate angepasst werden. Auch die Lohnpolitik richtet sich nach der Inflationsrate.

Bei der hedonischen Preisberechnung wird ein Gut gedanklich (subjektiv) in Qualitätseigenschaften zerlegt und dann mit Hilfe der so genannten Regressionsanalyse der Einfluss dieser Qualitätsmerkmale auf den Preis ermittelt. Dadurch können diejenigen Preisänderungen, die nur auf qualitativen Veränderungen bestimmter Eigenschaften beruhen, von den reinen Preisveränderungen rechnerisch getrennt und eliminiert werden.

Beispiel: Die Prozessor-Geschwindigkeit von Computern - hier werden vor allem hedonische Verfahren angewandt - hat im Jahr 2005 durch verbesserte Techniken von 2.000 MHz auf 3.000 MHz zugenommen. Im Jahresdurchschnitt sind die CPU-Preise jedoch konstant geblieben. Hier rechnen die Statistiker wie folgt: Die Erhöhung der Taktfrequenz von 2.000 MHz auf 3.000 MHz bei den Prozessoren stellt eine Qualitätsverbesserung um 50 Prozent dar. Damit fallen die Preise für CPUs unter Berücksichtigung der Qualitätsverbesserung im Verlauf des Jahres 2005 in der Verbraucherpreisstatistik um ein Drittel. Bei den Wachstums- und Produktivitätszahlen wird dieser Vorgang umgekehrt. Wenn die Prozessoren im Jahresverlauf bei gleichen Preisen um 50 Prozent schneller geworden sind, dann kann bei der Ermittlung des Wertes nicht von den realen Preisen ausgegangen werden, sondern dieser Wert ist entsprechend der Qualitätsverbesserung um 50 Prozent nach oben zu berichtigen. Obwohl es also im Jahresverlauf keine statistisch relevanten Veränderungen gab, nennt die Verbraucherpreisstatistik in unserem Beispiel für Prozessoren einen Preisrückgang von einem Drittel (Inflationsminderung) und das Wachstum weist 50 Prozent mehr als die realen Zahlen aus.

Ähnlich gehen die anderen Computerbestandteile in die Berechnung des Gesamtcomputerpreises ein. Bei neuen Funktionen wie z.B. TFT-Bildschirm anstatt Röhrenmonitor wird versucht, den qualitativen Bildschirmschärfegewinn zu quantifizieren. Ob ein qualitativer Fortschritt vorliegt, ist immer subjektive Ermessenentscheidung des Statistikers.

Die hedonische Preiskalkulation wird auch für die Berechnung von Immobilien angewendet. Dabei wird der Preis des Objekts ermittelt anhand seiner physischen Eigenschaften wie Größe, Zustand, Ausbaustandard sowie der Umgebung, vor allem deren Erholungswert und Infrastruktur (insbesondere: öffentliche Verkehrsmittel, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten).

Hinweis: Das Adjektiv stammt zwar vom Begriff Hedonismus, dem Streben nach Sinnenlust und Genuss, hat aber in dieser Interpretation kaum etwas mit diesem gemeinsam. (Durch die hedonische Preisbestimmung soll sozusagen der steigende Lustgewinn, der mit Qualitätsverbesserungen einhergeht, erfasst und von der gemessenen Preissteigerung in Abzug gebracht werden.)

Das Statistische Bundesamt versuchte schon immer, qualitative Veränderungen bei der Ermittlung von Veränderungen des Preisniveaus zu berücksichtigen. Durch hedonische Verfahren erfolgt dies jedoch inzwischen systematischer. Eine gewisse Willkür ergibt sich daraus, dass nur bei einigen wenigen Produkten in Deutschland hedonische Preismessung erfolgt. Außerdem, weil es immer eine subjektive Entscheidung ist, ob eine qualitative Verbesserung vorliegt. Streng genommen müsste man auch Qualitätsverschlechterungen berücksichtigen, was jedoch praktisch nie der Fall ist. Nehmen etwa im Eisenbahnverkehr Verspätungen zu und im Autoverkehr Verkehrsstaus, wird dies nirgends als Qualitätsverschlechterung der entsprechenden Waren oder Dienstleistungen mit den entsprechend inflationsratenerhöhenden und wachstumsratenmindernden Wirkungen verbucht.


Hedonischer Preis
Die Bestimmung hedonischer Preise ist ein Verfahren, mit dem statistische Ämter versuchen, Qualitätsänderungen bei der Ermittlung der Inflation besser zu berücksichtigen. Dies ist insbesondere dort erforderlich, wo sich Qualität und Leistungsmerkmale von Gütern rasch wandeln, insbesondere etwa bei elektronischen Gütern. Nimmt man einen heute handelsüblichen Computer zum Maßstab, so gab es vor fünf Jahren auf dem Markt noch kein Gerät mit den heutigen Leistungsmerkmalen, während ein damaliges Standardgerät heute wohl gar nicht mehr angeboten würde. Folglich birgt die Berechnung eines Preisindex für Computer nahezu zwangsläufig das Risiko falscher Ergebnisse. Die Ermittlung hedonischer Preise schafft hier Abhilfe.

Beispiel
Ein Rechner mit einer Festplatte von 250 GB kostet 900 Euro. Ein Jahr zuvor besaß ein vergleichbarer Computer eine Festplatte von nur 120 GB und kostete 850 Euro. Andere Leistungsmerkmale sollen sich in diesem Beispiel nicht unterscheiden. Ein direkter Preisvergleich ergäbe, dass Computer sich um 5,9 Prozent verteuert haben. Bezieht man den Preis aber auf die Größe der Festplatte, so kostet er heute 3,6 €/GB, vor einem Jahr 7,1 €/GB, was einem Preisrückgang um fast 50 % entspricht. Letzteres würde man bei Verwendung hedonischer Preise bei der Ermittlung eines Preisindex berücksichtigen.

Da Computer sich in der Regel hinsichtlich mehrerer Merkmale unterscheiden, z.B. auch in der Größe des Arbeitsspeichers und bei der Prozessorleistung, sind die in der Praxis angewendeten Verfahren allerdings aufwändiger.

Kritik
Gerade aufgrund der rasanten Entwicklung im Bereich der Computerhardware ist das hedonische Preisverfahren umstritten. Ein heutiger Personal Computer hat die gleiche Rechenleistung wie ein ganzes Rechenzentrum vor 20 Jahren und wird auch mit dessen Preis bewertet, obwohl er in der Herstellung nur einen dreistelligen Eurobetrag kostet. So beruht das starke Wachstum des US-amerikanischen Bruttoinlandsprodukts in den vergangenen Jahrzehnten zu einem nicht unerheblichen Teil auf diesem hedonischen Preiseffekt.


Tags: Infokrieg Satire Der Jean Claude und die Inflation DieClownUnion Gold Silber Euro Betrug Warenkorb Hedonik Hedonisch Hedonische Bewertungsmethode Teuro Hyperinflation alles schall und rauch

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen