Donnerstag, 14. April 2011

Asse: Höhere Radioaktivität, Ursache unklar

Stark erhöhte Radioaktivität im Atommülllager Asse gemessen, Wert 24 Mal höher als erlaubte
Freigrenze. Im maroden Endlager Asse bei Wolfenbüttel ist in 750 Meter Tiefe die Cäsium-Aktivität
deutlich gestiegen. Der gemessene Wert liege 24 Mal höher als die erlaubte Freigrenze, erklärte das Bundesamt für Strahlenschutz. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
maß in einem Bohrloch vor der Kammer zwölf eine Aktivität
von 240.000 Becquerel Cäsium 137 pro Liter, wie Sprecher Werner Nording mitteilte. Das Bohrloch
sei vom früheren Asse-Betreiber Helmholtz Zentrum eingerichtet worden. "Das ist der bislang höchste
Wert von Cäsium 137 in einer Lösungsprobe, der in der Asse nach dem Ende der Einlagerung im
Jahr 1978 gemessen wurde", sagte der Sprecher.
Messung in 750 Metern Tiefe
Das Helmholtz-Zentrum habe im Jahr 2008 in demselben Bohrloch noch eine
Aktivitätskonzentration von etwa 90.000 Becquerel pro Liter gemessen, erklärte Nording. Damit habe
sich die Aktivitätskonzentration an dieser Messstelle innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt.
Greenpeace: Abfall vielleicht falsch deklariert
Greenpeace geht davon aus, dass die Ursache für die erhöhte Radioaktivität ein durchgerostetes Atommüllfass sein könnte. "In der Kammer 12 liegt möglicherweise Abfall, der nicht richtig deklariert
worden ist", sagt Christoph von Lieven, Energie-Experte der Umweltorganisation, gegenüber heute.de.
"Es ist wahrscheinlich, dass dort ein Fass mit mittel- oder hochradioaktivem Abfall lagert,
das durchgerostet ist." Eigentlich solle dort nur leicht radioaktiver Abfall lagern.
"Dieser Vorfall zeigt: Mit der Rückholung muss schnell begonnen werden, die Radioaktivität könnte
noch weiter steigen", so Lieven. Die Asse sei "instabil und unsicher", die Radioaktivität "vagabundiere unkontolliert herum".
Die hohen Werte wurden in der Nähe des sogenannten Laugensumpfes vor der Kammer zwölf
in 750 Metern Tiefe gemessen. Dass dieser Sumpf aus kontaminierter Salzlösung besteht, ist bereits
seit 1994 bekannt. Bei dieser Flüssigkeit handelt es sich nach BfS-Angaben nicht um die von außen
in das Bergwerk sickernden Zutrittswässer.
Schutzmaßnahmen für Arbeiter
Die Kontaminationen gehen offenbar auf die in der Kammer lagernden Abfälle zurück.
Die Strahlenschützer des BfS hätten alle erforderlichen Schutzmaßnahmen zur Sicherheit der
Beschäftigten getroffen, sagte Nording. Die Behörde habe eine Genehmigung, mit diesen
radioaktiven Lösungen umzugehen.
Radioaktive Stoffe in der Asse
126.000 Fässer liegen im umstrittenen Atommülllager Asse. Zu den dort vorhandenen radioaktiven
Elementen gehören Cäsium, Strontium und Plutonium.
Cäsium 137 fällt normalerweise in Kernkraftwerken an und war eines der wichtigsten "Fallout"-Produkte
bei der Katastrophe von Tschernobyl. Es wird aber auch zur Strahlenbehandlung in der Krebstherapie,
bei Materialprüfungen oder zum Betrieb von Atomuhren eingesetzt. Der Mensch nimmt Cäsium 137 vor
allem mit dem Verzehr von Fleisch und Milch auf. Es zerfällt mit einer Halbwertzeit von 30 Jahren - das
ist die Zeit, die vergeht, bis die Radioaktivität zur Hälfte abgebaut ist.
Strontium ist seit Beginn der Kernwaffenversuche in der Atmosphäre weltweit verteilt. Plutonium zählt
zu den giftigsten Stoffen überhaupt


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